Von Toro nach Pietracatella

5 - Von Toro nach Pietracatella

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Heute geht es im Morgengrauen weiter. Ausgangs des Ortes lenkt eine Beschilderung meine Aufmerksamkeit auf zwei alte Quellen, die erst kürzlich entdeckt und wieder restauriert wurden. Ich mache die üblichen Fotos und dann muss ich weg, weil mich die Trift ruft und ich schnell ins Tal hinab muss, um sie zu suchen. Ich weiß überdies, dass ich noch eine Verabredung habe und ich will nicht zu spät kommen. Am Fuss des Abstiegs erwartet mich in der Tat eine sehr schöne Eselsrückenbrücke, die das Flüsschen Tappino überquert. Trotz ihres Alters von vielen hundert Jahren ist sie noch in einen sehr guten Zustand. Ich bleibe noch ein wenig, um sie zu bewundern während ich darum herum gehe, aber schlussendlich muss ich mich wieder aufmachen.

Ab diesem Punkt folgt die Trift ziemlich getreu dem Lauf des Tappino, ist aber leider vollständig von der SS645 eingenommen. Mist, jetzt habe ich dich gerade gefunden und dann muss ich dich schon wieder verlassen. Parallel zur Trift verläuft auf der Flanke des Hügels ein Fußweg, der zum großen Teil von übermäßigem Unkrautbewuchs bedeckt ist. Ich kann nicht auf dir laufen, aber ich kann dich von oben im Auge behalten!

Alles scheint bestens zu laufen, als ich am Horizont ein Haus entdecke, das mir etwas schief zu sein scheint. Je mehr ich mich nähere, je mehr habe ich dieses Gefühl. Als ich endlich in der Nähe des Hauses ankomme, kann ich nur feststellen, dass das Haus tatsächlich vollständig nach einer Seite geneigt ist: ein Erdrutsch hat sein Fundament wegbewegt. Trotz der großen Neigung hält das Gebäude noch: man sieht nirgendwo Risse. Derjenige, der das Haus geplant hat, verstand sein Geschäft... nun, wenn man von der Kleinigkeit absieht, dass er auf einem rutschigen Gelände gebaut hat.

Der Erdrutsch ist ziemlich ausgedehnt und es ist nicht leicht, darüber hinweg zu kommen. Ich schaue nach oben, um einen Weg zu finden, über den man laufen kann und entdecke die Stelle, von wo aus sich das Haus wohl in Bewegung gesetzt hat: es ist fast den halben Hügel herunter gerutscht. Derjenige, der das Haus geplant hat, verstand WIRKLICH sein Geschäft... wenn man von dem speziellen Untergrund absieht! Aber das sind ja nur Details.

Irgenwie komme ich über den Erdrutsch drüber. Von einem Weg keine Spur: und doch sagt das GPS, dass da einer sein muss. Tatsächlich ist auch der Weg vom Erdrutsch entlang des Hanges verschoben worden, weswegen ich ihn weiter unten als er sein müsste wiederfinde. Hauptsache er ist da. Weiter vorne treffe ich auf andere Spuren im Erdrutsch. Die Winterregen scheinen den ganzen Hügel ein wenig bewegt zu haben.

Nach und nach führt der Weg wieder zum Tal herunter in Richtung des Tappino. Von hier aus müsste ich, wenn ich der Spur der Trift treu bleiben wollte, der SS645 folgen, aber bei der Vorbereitung der Wanderung hatte ich schon entschieden, in Pietracatella zu übernachten und so gebe ich die Trift zu meinem großen Bedauern wieder auf und begebe mich in Richtung Zielort.

Ich biege ab und folge erst Asphalt- und dann bequemen Schotterstraßen bis ich das Dorf sehe. Die seltenen Bäume bieten hier und da etwas Abkühlung von der Hitze: die kühlen Morgenstunden sind mittlerweile von der Gluthitze der Mittagsstunden abgelöst worden und die das Licht reflektierende helle Schotterstraße lässt einem keine Atempause.

Die erste Quelle seit Tagesanbruch finde ich erst in Pietracatella: besser spät als nie. Im Bed&Breakfast tuen sie alles, damit ich mich wohl fühle. Nachdem ich aus der Dusche komme, finde ich das Zimmer voll von guten Sachen vor. Die Dame des Hauses sagt mir, das sei nichts, das seien nur Kleinigkeiten vorab... in Wirklichkeit ist es ein vollwertiges Mittagessen. Auch hier geben sie sich jede erdenkliche Mühe, um mich aufzupäppeln!

Am Nachmittag mache ich den üblichen Rundgang durch den Ort. Auch diesmal ist es angenehm, sich in den engen Gässchen zu verlieren, wo man nur zu Fuß durchkommt. Als ich an einem Aussichtspunkt stehe, wird mir bewusst, dass es immer mehr Windräder gibt je weiter man nach Süden kommt.

Ich nehme meinen Aperitif auf dem Dorfplatz in der Nähe einer Bar mit unzähligen Tischen, die Kartenspieler sowie entsprechende Zuschauer anlocken. Der Lärm, den die auf den Tisch gehauenen Karten machen, ist beeindruckend. Ein Wohltätigkeitsfest im Dorf nutze ich für eine gutes Abendessen, angereichert durch die musikalische Begleitung des unvermeidlichen Alleinunterhalters.

Der Abend endet im Bed&Breakfast bei einem netten Gespräch mit den Besitzern. Unnütz zu erwähnen, dass sie mir, während wir von der Trift redeten, weitere Stärkungen zukommen ließen: auch in diesem Jahr wird es so sein, dass ich, trotz der vielen Fußkilometer, am Ende wieder zugenommen habe!

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Die Strecke des Tages